Eingewöhnung
Ziel der Eingewöhnung ist der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses
Tagespflegeperson <=> Kind.
Dieser Schritt ist sehr wichtig für das Kind aber auch für die Eltern, hier müssen beide (zum ersten Mal?) lernen, loszulassen.
Je positiver die Eltern diesen Prozess begleiten, desto leichter wird es auch dem Kind fallen, sich auf die neue Situation einzulassen und desto besser klappt das Leben in der neuen sozialen Umgebung.
Die Dauer der Eingewöhnung ist dabei alters- und personenabhängig, das Jugendamt empfiehlt hier mindestens 15 Stunden, Kindergarten- und Schulkindern fällt das Einleben naturgemäß leichter, da sie den Trennungsprozess von den Eltern ja schon einmal hinter sich haben.
Generell orientiere ich mich am sogenannten „Berliner Modell“, das in den 1980er Jahren entwickelt wurde und in mehreren Phasen abläuft:
Phase 1:
In den ersten drei Tagen der Eingewöhnung besucht mich das Kind nur mit Ihnen zusammen und nur für kurze Zeit. In der Regel starten wir mit ein bis zwei Stunden. Ich lade das Kind bereits ein, an Aktivitäten teilzunehmen und versuche vorsichtig, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Die Eltern verhalten sich eher passiv, abwartend und schauen zu, übernehmen aber (vielleicht) noch das Wickeln und Füttern.
Phase 2:
Das Berliner Modell sieht erst für den vierten oder fünften Tag einen ersten Trennungsversuch vor. Dieser ist wichtig, um einzuschätzen, wie viel Zeit für die weitere Eingewöhnung eingeplant werden muss. Dabei verabschiedet sich die Mutter oder der Vater im Raum vom Kind. Die Reaktion Ihres Kindes entscheidet über den weiteren Verlauf der Eingewöhnung.
Spielt es weiter? Weint es gar nicht oder nur kurz? Das spricht für eine weitere Eingewöhnungszeit von ca. einer Woche. Lässt sich das Kind aber nicht von mir beruhigen, kehrt die Mutter oder der Vater schnell wieder in den Raum zurück. Nun ist davon auszugehen, dass die Eingewöhnung zwei bis drei Wochen dauern wird.
Phase 3:
In der nächsten Phase steht der Aufbau einer guten Beziehung zwischen mir und Ihrem Kind im Vordergrund. Ich übernehme mehr und mehr die Pflege und binde das Kind ins Spiel mit ein, während sich Mutter oder Vater langsam zurückziehen. Bei Kindern, die leicht mit der Situation umgehen, werden die Trennungen von Mutter oder Vater – ausgehend von einer halben Stunde – weiter verlängert. Bei den anderen Kindern gibt es erst in der zweiten Woche einen neuen Trennungsversuch wie in Phase 2 beschrieben.
Phase 4:
In der vierten Phase ist das Kind bereits ohne Mutter oder Vater einige Stunden bei mir, wo es immer besser die Abläufe und Regeln kennenlernt. Ein Elternteil muss aber immer erreichbar sein. Noch muss das Kind seinen festen Platz in der Gruppe finden – ich helfe dabei.
Phase 5:
Die Eingewöhnung ist jetzt abgeschlossen. Das Kind kommt nun gern zu mir und lässt sich – falls notwendig – zuverlässig von mir trösten und ablenken.
Man sieht an der Beschreibung der einzelnen Phasen sehr schnell, dass die „mindestens 15 Stunden“ sehr knapp bemessen sind. Ich werde dieses Modell flexibel nutzen und im Normalfall etwa 4-5 Wochen vor dem geplanten Betreuungsbeginn mit der Eingewöhnung beginnen, wobei die Dauer der einzelnen Phasen bei mir aber immer auf Ihr Kind ausgerichtet wird. Manches geht schneller, Anderes dauert auch mal ein wenig länger. Bitte seien Sie aber darauf vorbereitet, dass es in jeder der oben genannten Phasen auch zu Tränen kommen kann. Auch für die anschließende Betreuung bei mir gilt, dass Kinder auch mal beim Abgeben weinen oder sich nicht trennen wollen.
Das ist kein Zeichen dafür, dass das Kind sich unwohl fühlt, vergleichen Sie das eher aus der Sicht des Kindes mit einer Brücke: auf der Seite, auf der ich stehe, fühle ich mich wohl und es ist schön. Auf der anderen Seite ist auch etwas, was ich schön finde und wo ich auch hin möchte. Der Weg dahin fällt mir allerdings manchmal noch schwer und ich traue mich vielleicht noch nicht so ganz alleine. Aber auch die Tagesform des Kindes kann sich hierbei zeigen, was gestern noch so leicht lief kann heute deutlich schwieriger sein – und umgekehrt.